Endlich mal wieder ein Wochenende Zeit um auf Tour zu gehen! Da mein Bock und ich eh in Oslo sind, soll es erneut eine kleine Rundtour werden. Die Frage ist nur, ob nach Norden in die Berge, nach Osten in die Wälder oder nach Westen um beides zu bekommen. OK, die Entscheidung ist fällt heute einfach: Let’s go West! Packen für drei Tag und zwei Nächte, da kann ich ohne die extra Hecktasche los!

Tag 1 (180km): Oslo – Tyrifjord – Höhenpässe – Tinnsjø

[singlepic id=1185 w=200 h=150 float=right]Von Oslo aus geht es also westwärts. Am Turidfjord entlang beginnt dieser kleine Wochenend Trip und soll am ersten Tag bis an die Hardangetvidda, Europas größtes Hochplato gehen. Über die 284 und 280 fahre ich nach Krøderen und verlasse anschließend das Tal um über den Höhenpass zu fahren. Hier oben hat es nur 600m, aber es fühlt sich schon kühler an in diesen Höhen. Im darauffolgenden Tal werden dann erst einmal die Einkäufe erledigt und für das leibliche Wohl gesorgt. Wieder in Fahrt kommt die zweite Höhenquerung mit diesmal 1.100m, was eindeutig über der Baumgrenze liegt, siehe Photosbeweise. Eine herrliche Aussicht entschädigt dann auch für die von mir fälschlich entrichteten 60,- NOK Straßengebühren. Photopflicht bei dieser Kulisse und dem blauen Himmel!

[singlepic id=1186 w=200 h=266 float=left]Planungsgemäß wollte ich auf einem Bergkamm übernachten, doch dann entdecke ich diesen kleinen günstigen Campingplatz am Tinnsjø für gerade einmal 50,- Kronen die Nacht. Dazu kommt die Temperatur von 18 Grad Celsius im Tal und und nur 13 Grad in der Höhe von 500 Metern. So campiere ich die erste Nacht am Tinnsjø, Norwegens dritttiefster See, der Teil des Flusssystems Skiensvassdraget ist. Nachdem das Zelt steht, beginnt die Abendroutine mit köcheln, Tourenjournal und der Planung für den nächsten Tag. Bei dieser Tour ist auch erstmalig mein iPad mit dabei, und so halte ich Kontakt via Mail und Facebook mit der Welt :-) Musik, Karten und Wikipedia Info über die Gegend gibt oben drauf. Gefällt mir bis hierhin der technische Entertainer und Logbuch-Freund.

Tagesfazit: Wie schon zuvor war es ein kleiner Angang den Bock wieder zu packen und loszufahren. Jetzt ist es das Beste überhaupt. Also Sascha, Fokus auf die Orte an denen du sein wirst und das zu Erlebende, wenn es bald wieder los gehen soll.

Die Karte zur Norwegen-Telemark Motorrad Tour

Von Oslo aus geht es im Uhrzeigersinn rund durch, über und quer durch die Telemark.

Tag 2 (280km): Rjukan – Hardangetvidda – Dalen – Skien

[singlepic id=1156 w=200 h=150 float=right]Da ich ja unbedingt den mega dünnen Sommerschlafsack nutzen wollte, wurde die Nacht ein klein wenig schattiger als im warmen Daunenschlafsack. Von unten schützte und wärmte mich wie gewohnt die Term-a-Rest, mein ultra bequemes Bett auf Zeltreisen. Der Tag fängt entspannt an und nach Dusche und Frühstück wir in der Morgensonne das Camp abgebaut. Ready to roll! Die 37 führt mich weiter nach Westen und der Gaustatoppen (1.883m hoch) mit seiner platten Spitze weist den Weg. Rund 30.000 Menschen besteigen den Gipfel jährlich und können bei schönen Wetter ganz Südnorwegen von Schweden im Osten bis zur Küste im Süden. Dann ist es soweit, ich sehe kurz hinter der Ortschaft Rjukan das Wasserkraftwerk Vemork vor mir. Auf der Brücke davor sind die Bunjee Jumper schon kräftig am sich in die Tiefe stürzen, als ich für Photo und SightSeeing anhalte. Vielleicht kennt ihr ja den Film „Die Helden der Telemark“ mit Kirk Douglas, der auf der Operation „Gunnerside“ des zweiten Weltkrieges beruht. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1943 sprengte ein Sabotage Kommando er Alliierten Teile des Kraftwerkes, damit die Deutschen das Schwere Wasser nicht zum Bau einer Atombombe nutzen konnten. Man sieht, reisen bildet!

[singlepic id=1171 w=200 h=150 float=left]Der Asphalt spult sich wieder unter der BMW und mir ab und wir schrauben uns hinauf auf über 1.000m. Die Temperatur fällt von 18° auf 11° Celsius. Schnell alle Lüftungen an Jacke plus Hose schließen und die Heizgriffe auf Stufe 1 stellen (nennt mich ruhig Softie). Der Ausblick auf die Hardangetvidda ist einfach herrlich und ich genieße die Aussicht auf die Berglandschaft über die nächsten Kilometer. Unterwegs ziehen die großen Seen und Siedlungen meine Blicke an, für den Rest träume ich und ziehe einsam meine Bahn in der Höhe. Irgendwann kommt dann der Abstieg und es geht wieder hinunter ins Tal. Seit einigen Kilometern fahre ich auf der 38 und die ist einfach wie geschaffen für Motorräder! Kurven über Kurven, die mit schöner Geschwindigkeit und Schräglage gefahren werden wollen. Ein Blick auf die BMW Instrumente zeigen, dass die Temparatur auf warme 23° angestiegen sind. Ich dachte schon mir wird das Herz vom Kurvengenießen so warm, aber im Tal ist es nun mal wärmer.

[singlepic id=1158 w=200 h=150 float=right]Zeit für die Mittagspause in Dalen. Das Photo am märchenhaft erscheinenden Dalen-Hotel liegt auf dem Weg zum Hafen, den ich ansteuere. Erst einmal Mittag halten und das Bike und mich auftanken. Dank heißem Wasser in der Kanne und den gekauften Vorräten des Vortages muss ich keine teuren Norwegischen Kioskpreise zahlen und genieße meine gute Planung :-) Von hier an soll es den Rest des Tages am Telemark Kanal entlang verlaufen von Dalen nach Skien. Bis zum Abend ist genügend Zeit und ich studieren beim Essen schon mal, was mich auf dem Trip noch alles erwartet. Ich mag diesen halb entspannten Tourenverlauf, bei dem ein Teil der Tour im Kopf schon klar ist, und der Rest sich on Tour ergibt.

[singlepic id=1164 w=200 h=266 float=left]Jetzt kommt es zum nostalgischen Abschnitt dieser kleinen Tour. Was vor 100 Jahren fertig gestellt wurde und zum Flößen der Baumstämme genutzt wurde, ist nun Wasserparadies für Boote und Kajaks. Der Dampfer ist beispielweise von 1882 und fährt die gesamte Strecke seit dem auf und ab. Die Schleusen im Kanal werden auch heute noch von Hand bedient und teilweise sind die Boote dort bis zu einer Stunde drin, um alle Schleusenkammern in nur einer der Schleusen zu überwinden. Auf den Photos sind die Bilder von Vrangfoss zu sehen, in der 6 Kammern zu überwinden sind um die 23m Höhenunterschied zu bewältigen.
Ich fahre weit. Es geht rechts und links am Kanal vorbei und genieße die wunderschöne Landschaft. Ein fahrerisches Highlight sind die Serpentinen, die hier und da mit bis zu 25% Steigung/Gefälle zu überwinden sind. Boah macht das Spaß! Die Telemark ist wirklich ein Motorrad und Outdoor Revier, in das es sich zu fahren lohnt. Die Stunden vergehen und ich genieße es hier zu sein. Das Wetter spielt gut mit und bei 21° optimal zum Touren.

[singlepic id=1172 w=200 h=150 float=right]Irgendwie zieht es mich erneut auf einen Campingplatz, andereseits klingt der innere Ruf nach Wildcampen nicht ab. Nenne es Schicksal oder auch Focus, ich bekomme genau das Mittel meiner beiden Wünsche. Nach 10 Minuten Schotterpiste gelange ich an einen See mit Parkplatz. Um die 30 anderen Freiluftsliebhaber sind schon mit ihren Zelten, Wohnwagen und Bussen hier. Schnell baue ich mein Tunnelzelt auf, springe in die leichten Klamotten und brutzle mir meine Abendpfanne. Der Sturmkocher Umbau steht stabil und lässt sich prima regulieren.
Nach ein paar kleinen Gesprächen mit den anderen Campern zeigt sich, dass hier alles sehr gelassen abgeht. Es wird gegrillt, die Angel ausgeworfen, Feuer angezündet und die Kids rudern auf dem See oder spielen am Ufer. Ich fühle die Schwere der Tagestour, lasse Bilder und Erlebtes des Tages passieren und höre ein wenig Musik. Kaum zu glauben, dass dies schon die letzte Nacht on Tour ist.

Tagesfazit: Ist der Tag schon rum? Ging viel zu schnell!

Tag 3 (100km): ab nach Oslo

[singlepic id=1175 w=200 h=150 float=left]Sonntag, Heimreisetag. Muss ich denn? Nun ja, erst einmal liegen bleiben und den Morgen Kaffee kochen. Das mag ich am Tunnelzelt, einfach alles innen erledigen, ohne schon heraus zu müssen. Zwei Tassen und Brote später raffe ich mich dann auf und packe meine sieben Sachen. Weder die Zuschauerschaft noch ich glauben, dass das alles zurück in die beiden Koffer passt, aber nach 20 Minuten ist alles verstaut. Man winkt sich noch zu und dann geht die Tour weiter, auf die letzten Kilometer dieser Reise. Gleich nach 5 Minuten Fahrt geht es auf eine Privatstraße, die sogar einen Wegezoll der Motorräder fordert. Die 20 Norwegischen Kronen entrichte ich gern und genieße Tour über frischen, groben Schotter. Der Bock schwimmt manchmal sogar auf in dem groben und dicken Kies, aber es ist ja schließlich nicht meine erste Fahrt auf losem Untergrund. Nach 10km ist der Spaß vorbei und es geht auf Asphalt nach Oslo zurück.

Fazit des Tages: Will noch nicht nach Hause!

Gesamtfazit und Rückblick

Super Tour! Telemark, ich kommen wieder. Tour und Ausrüstung waren prima. Lediglich eine höhere Sitzgelegenheit als die Matte werde ich mir noch zulegen. Der Kermit Chair wird es wohl werden. Weihnachtsmann … ich wünsche mir was.

Ein paar Bilder zur Telemark Motorrad Tour in Norwegen

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