Boah ey, was für eine Headline ;-) Anders ausgedrückt klingt es gleich viel entschärfter: An der norwegischen Ortschaft Hell (Englisch für Hölle, gell!) vorbeigefahren und durch bis ganz nach Hause. Ein letzter höllisch langer Tag und mit einem viel zu späten Ritt in die dunkle Nacht.

Drei Uhr aufstehen – die Fähre wartet

[singlepic id=2358 w=250 h=250 float=right]Die Nacht war kurz und nicht ganz so ruhig, wie ich es mag. Meine französischen Zeltnachbarn mussten wohl ihre Hörgeräte daheim gelassen haben oder es handelt sich um eine französische Eigenart, sich trotz 2m Abstands zum Gesprächspartner mit 120db zu unterhalten. Da kommt so mancher Auspuff ohne Schalldämpfer nicht mit, sage ich euch!

Dann kamen die ganze Nacht lang (oder Tag – denn es ist schließlich rund um die Uhr hell hier) Neuankömmlinge auf dem Platz an, als die Fähren im 200m entfernten Hafen anlegten. Die Zeltwiese sah am Morgen entsprechend aus. Wo beim Inne-Heia-Gehen noch 5 Zelte standen, zählte ich jetzt schon 20 von ihnen.

Voll in der Zeit parkte ich meinen Bock direkt 50 cm vor dem Schlagbaum, vor allen Autos (ja, wir Motorradfahrer dürfen das, denn es sind eh Spezialplätze auf dem Verladedeck für die Maschinen vorgesehen). Die nächsten 2 Stunden verbringe ich mit iPod hören, Frühstücken und Photos machen. Dann kommt die Fähre und endlich beginnt der nächste Teil meiner Rückreise!

Photos vom zehnten und letzten Tag auf Tour

Highlights heute waren wohl die Fähre, die Rück-Querung des Polarkreises und ein langer und ausgangs-unklarer Ritt in die Nacht.
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Die ersten 600km bis Trondheim – Tschüss Polarregion

[singlepic id=2366 w=250 h=250 float=right]Die Entscheidung ist getroffen: Heute geht es nach Hause (wenn es klappt)! Die ursprüngliche Tourenplanung ging weiter an der wunderschönen Küste entlang ganz hinunter bis Bergen. Es ist das wohl schönste Stück Norwegens und ich entscheide mich, es später anzugehen. Die Polarregion, das Nordkap und alle anderen Reiseerlebnisse sind mehr als genug um meinen Abenteuer- und Reisehunger vorerst zu stillen.

Hinzu kommt der Terrorvorfall vom Freitag. Für mich ist jetzt Nähe und Gemeinsamkeit wichtig, um die Dinge zu verarbeiten und vereint den Berichten und Aufklärungen zu folgen. Leider wird das Ölleck am Simmerring des Getriebes immer böser. Das Öl leckt mittlerweile hinaus und läuft am Reifen hinunter. Nicht so gut in Kurvenlage, oder?

[singlepic id=2368 w=250 h=250 float=right]Die Fähre bring mich also hinüber nach Bodø. Gleich nach ein paar Bildern auf dem Achterdeck suche ich mir eine lange Bank und mache es mir in der horizontalen bequem. 1 1/2 Stunden extra Nickerchen kommen jetzt gut und werden heute Abend hoffentlich helfen, die letzen Kilometer zu meistern.

Auf der E6 in Richtung Süden fahre ich das Salzgebirge hinauf, an der ich erneut den Polarkreis quere. Diesmal „leider“ von Nord nach Süd und das bedeutet, dass mich ab jetzt die dunklen Nächte wieder haben – schade eigentlich. Für Stunden ziehe ich meine Bahnen und komme nach kleinen Tankpausen endlich in Trondheim an.

Hält die Technik durch – halte ich durch? Noch fast 700km!

[singlepic id=2369 w=250 h=250 float=right]An diesem Punkt muss ich checken, ob mich mein treues Stahlross noch bis nach Oslo bringen kann. Erneut überprüfe ich alle drei Öle und kippe etwas mehr Motorenöl und einen Schluck Getriebeöl nach. Die Suppe sickert mittlerweile kräftiger durch die Manschette hindurch und leckt auf den Hinterreifen. Nicht gut!

Ach ja, der Hinterreifen. Habe mich für diese Tour für den neuen Heidenau K60 SCOUT entschieden, der etwas weicher sein soll als der „nicht-Scout“. Den normalen K60 konnte ich auf der BMW F800GS immerhin 15.000 km fahren. Dieser SCOUT ist nach 5.000 km total platt und runter. So kann ich eh nicht mehr auf längere Tour gehen und müsste mir morgen am Montag einen neuen Reifen aufziehen lassen.

Ich hoffe mal, dass da noch ein paar hundert Kilometer drauf gehen. Die Praxis wird es zeigen und in ein paar Stunden bin ich entweder zu Hause oder stehe mit eine geplatzten Reifen am Straßenrand.

Nach ein paar warmen Stunden am Nachmittag wird es jetzt zunehmend kälter und kälter. Mit allen Klamottenschichten inklusive der Regenkombi kämpfe ich mich regelrecht gegen Kälte und Nässe nach Süden durch. Als um 23.30 die letzte Helligkeit der finsteren Nacht weicht, überkommt mich Müdigkeit und Erschöpfung. Ich weiß nicht mehr ganz genau wie, aber um 3.30 Uhr bin ich endlich zu Hause und mehr als froh, diese Abenteuerprüfung heil mit so vielen neuen Erfahrung bestanden zu haben!

Fazit

[singlepic id=2363 w=250 h=250 float=right]Das war ein langer Tag Leute! Ich bin fix und alle. Das Motorrad hat gut durchgehalten und der Reifen hat die letzten 1.000 kaum noch Profil abgebaut (auch gut zu wissen, dass da Reserven drin, bzw. drauf sind). Das einzige was wirklich abgebaut hat ist mein Lust auf kalte lange Fahrten durch die Nacht! Nächstes Mal werde ich Pause mache und mich eine Runde aufs Ohr hauen.

Sagt mal, komme ich gerade von einer 6.000km Polarregion und Nordkap-Tour wieder? HAMMER! Bin ober stolz auf mich, die Tour gemacht zu haben. Endlich habe ich ein Bild, einen Geruch, haufenweise Eindrücke und ein paar super tolle Photos vom Norden Norwegens. Ich liebe dieses Land und möchte ganz ehrlich sofort wieder nach oben an die Russisch-Norwegische Grenze zum Wale gucken und Nordmeer genießen. Wer kommt mit?

Ich danke euch so sehr für die schönen begleitenden Kommentare. Hat mir sehr viel Spaß gemacht, diese auf Tour zu lesen und zu beantworten. Das Bloggen unterwegs mit Computer und Internet war ebenfalls eine spannende Erfahrung, die ich noch weiter anpassen und verfeinern werde. Bis zur nächsten gemeinsamen Tour !!!
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