25°C und ein Eis, das ist jetzt genau das Richtige vor der Abfahrt. Das Enduro Dickschiff ist vollgetankt, die Koffer sind gepackt, Zelt und Karten sind an Board, es kann endlich losgehen! Dieses Pfingstwochenende steht eine „kleine“ Norwegen-Süd Rundreise auf dem Motorrad an, und ich weiß selbst bei Abfahrt noch nicht, wo es genau lang geht, wo ich schlafen soll oder was es zu entdecken gibt. Dann kann es doch losgehen, oder?

Tag 1 (230km) Oslo – Hønefoss – Schotterpisten – Hemsedal

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Freitag, 17:00 Uhr treffen in Oslo. Eine voll beladene KTM 990 Adventure und eine BMW F800GS brechen auf nach Hønefoss. Dort sollen wir die anderen beiden OTC (Norwegens Offroad-Touring-Club für Motorräder) Mitfahrerinnen treffen. Nach einen kurzen Törn über die E16, kommen Ole Morten und ich bei Dörthe und Nanna an. Ihre beiden Honda Transalps sind schon gepackt, und nach Waffel und Kaffee geht die Reise auch schon weiter.

Auf der RV7 bringen wir ein paar Kilometer hinter uns, bevor es auf Nebenstraßen zur heutigen Schotterpiste geht. Endlich ein wenig Spaß beim Driften und stehenden Fahren in den Fußrasten. Meine gut abgefahrenen Heidenau K60 Reifen geben zwar geradeaus nicht mehr den vollen Grip, aber in den Kurven greifen sie noch ganz anständig. Wir brettern über die Pisten und ich beginne mich so langsam wieder and das Schotterpisten fahren zu gewöhnen :-)

[singlepic id=995 w=200 h=150 float=right]Danach ist ein kurzer Tankstopp angesagt und wir fahren weiter in Richtung Norden auf der RV7 und RV52. Kurz bevor wir auf der von Ole Morten gemieteten Hütte im Skigebiet Hemsedal ankommen, sehe ich links im vorbeifahren noch zwei Elchkühe (immer noch spannend für mich). Auf der Hütte beziehen wir unsere 3 Schlafzimmer, kochen unser Nachtmahl (norwegisch: Nattmat) und quatschen über uns und die gemeinsame Leidenschaft, dem Großenduro fahren.

Fazit des Tages: Ich bin froh, im OTC Forum noch den Eintrag über diesen Ausflug gefunden zu haben, so durfte ich wieder einmal neue nette Leute kennen lernen!

Die Karte zur Südnorwegen Motorrad Tour

Eine Tour gegen den Uhrzeigersinn, ausgehend von Oslo und dann weiter über die Berge hinweg, an den Fjorden und der Küste vorbei. Durch dir Telemark ging es zurück an den Oslo Fjord.

(Tag 1 Grün – Tag 2 Blau– Tag 3 Schwarz – Tag 4 Lila)

Tag 2 (490km) Hemsedal- Hardangervidda – Eidfjord- Sørfjord – Rogaland

Einkaufen, Frühstück, Benzingequatsche und packen braucht seine Zeit, und so geht meine heutige Tagesfahrt erst um halb Zwölf los. Wo es heute hingeht? Im Uhrzeigersinn weiter nach West-Südwest und dann irgendwo beim Priesterstuhl campen. Aufgrund von Wetter, Fahrtlänge und Zeit entscheide ich mich für die Fahrt weiter auf der RV7 fortzusetzen. Den oberen Weg über die E16 nach Bergen muss bis zur nächsten Tour warten.

[singlepic id=1001 w=200 h=150 float=right]Nun wieder allein mit mir und meiner BMW, spule ich die km ab, die wunderbare Natur Norwegens genießend und bestaunend. Nachdem der „Morgen“ im Hemsedal Skigebiet mit 10°C begann, fahre ich jetzt bei 15°C durch die Täler. Gefühlt geht es Stück für Stück nach oben, was sich auch in den abnehmenden Temperaturen zeigt (BMW Bordanzeige). Ab dem Skigebiet Geilo begleitet mich dann auch der Schnee wieder auf den Gipfeln rund herum. Nur eine Stunde später befinde ich mich auf ca. 1.250m Höhe bei 3°C Kälte und genieße die Überfahrt auf der größten Hochebene Europas, der Hardangervidda. Bei einer der kleinen Photopausen komme ich auch mit einem super netten älteren Pärchen ins Gespräch, die sich gerade die Ski unter die Füße schnallen. „Wir wollen doch bei den Freunden sagen, dass wir hier waren“, sagen sie, und mir kommt das irgendwie bekannt vor ;-)

[singlepic id=1007 w=200 h=150 float=left]Nach der Höhe und der Kälte geht es lange bergab ins Tal, aber anders als erwartet. Ich fahre zum ersten Mal in ein großes Fjordtal und es haut mich schier um, von diesen riesigen Dimensionen zur Linken und Rechten „eingekeilt“ zu sein. Teilweise senkrechte Wände von mehreren hundert Metern umschließen mich und das Fahren mach irre Spaß! Die erste Stadt am Eidfjord heißt auch gleich Eidfjord, und hier mache ich erst einmal kurz Mittagspause bei angenehmen 20°C. Eine Gruppe von ca. 20 Schweden Bikern sind ebenfalls auf Wochenend-Motorradtour. Zusammen überfallen wir den örtlichen Supermarkt und quatschen ein wenig über das Biken und die Bikes. Ich besorge mir noch einen Kaffee, esse ein paar Stullen und plane die weitere Tour.

[singlepic id=1021 w=200 h=150 float=right]Mein Weg führt mich weiter an den blühenden Fjordhügeln und durch eine Vielzahl von Tunneln. Nachdem ich noch einmal über eine kleine Hochebene und einen 5km Tunnel wieder bergab fahren darf, setzt auch noch ein leichter Regen ein. Naja, dann mal die Regenhose und -jacke drüber, ist eh schon wieder etwas kühler geworden. So spule ich dann die km ab, mit dem Tagesziel „in der Nähe des Priesterstuhls“ zu nächtigen. Am Sørfjord nutze ich dann die 45 minütige Zwangspause um mir etwas Warmes zu kochen. Es erscheint ein zweites Bike, an der bisher Menschenleeren Fährstelle. Es ist Olli aus Stavanger, der gerade von einem Bikermeeting an der Südküste zurückkommt. Wir verquatschen uns gleich dermaßen, dass mein Essen zwar fertig ist, aber auch die Fähre angelegt hat. Ich packe die Küche schnell wieder ein, platziere den Nudeltopf vorsichtig im rechten Seitenkoffer und fahre auf die Fähre. Nach dem bezahlen der 42,- NOK zeigt sich, dass nichts verkippt wurde und ich esse endlich meine heißen Nudeln aus dem Koffer.

[singlepic id=1023 w=200 h=150 float=left]Olli bietet mir zwar netterweise eine Nacht bei sich im Sommerhaus an, aber ich möchte heute erstens endlich mal draußen schlafen und zweitens morgen früh ganz früh auf den Prekestolen rauf. Nachdem ich heute erst gegen Mittag losgekommen bin, darf es morgen gerne zügiger losgehen. So zieht mich Olli dann aber mit seiner Suzuki GSX-R 1100 über die Straßen, dass ich ganz schön Gas geben darf, um dran zu bleiben. So schaffe ich es doch tatsächlich noch, vor dem Dunkelwerden um 22.30 auf dem Prekestolen Parkplatz anzukommen. Dort oben ist aber bis 3km vor diesem Platz absolutes Campingverbot (ungewöhnlich wg. dem Jedermannsrecht). So zahle ich dann die 200,- NOK für eine Nacht mit warmen Duschen und campiere auf der Wiese. Da es morgen früh schnell gehen soll, spanne ich nur spartanisch das Tarp über der Isomatte und dem Schlafsack – Vikingertraining! Der Hobo-Ofen wird angeschmissen, es gibt den Rest der Nudeln und eine leckere Wurst. Da ich Knaller den Korkenzieher verloren habe, begebe ich mich zu meinen aktiven Nachbarn aus UK, noch mal ordentlich Party machen, bevor es morgen auch für sie auf in die Priesterkanzel geht. Gute Nacht denke ich mir dann im Schlafsack noch, und da fängt es auch schon an zu regnen.

Fazit des Tages: So einen langen Tag in der wunderschönen rauen Natur von Norwegen habe ich mir ersehnt – endlich wieder unterlegnes !

Kleiner Video-Trailer zur Einstimmung

Tag 3 (330km) Prekestolen – Nordsee – Lindesnes

[singlepic id=1037 w=200 h=266 float=right]ERSTER! Ganz allein habe ich es doch geschafft, und bin erster auf dem Prekestolen heute morgen. Nachdem die Sachen morgens gepackt waren und ich in dünnen Klamotten die 1 1/4 Stunde hoch marschiert und geklettert bin, ist von dem Fjord leider nichts zu sehen. Wolken ring um mich herum lassen nicht mehr Sicht als 1oom zu. Als eine Stunde später die nächsten Leute kommen (Austuschstudenten aus Frankreich, Spanien, Niederlande, …) bekomme ich war Gesellschaft, aber immer noch keine Sicht. Doch dann! Ich will schon los, das reißt es plötzlich auf und ich sehe uns auf 605m Höhe auf den Fjord gucken. Die vorstehende Felswand der Priesterkanzel wird zum Mega Photoobjekt und nur wenige cm von der Kante weg zu stehen und sitzen fühlt sich unbeschreiblich an. Beim Abstieg kommen mir dann ca. 200 Leute entgegen und ich bin froh so früh allein hochgestiegen zu sein.

Nachdem die Sachen in der Sonne auf dem Parkplatz in Null Komma Nix getrocknet sind, pelle ich mich in die Motorradklamotten und trete die Reise an der Nordsee entlang an. Erst kommt es mir so wie in Friesland vor, denn alles ist flach, Dünen sind am Strand und die Schafe laufen über die Wiesen.[singlepic id=1047 w=200 h=150 float=right] Dann wechselt aber die Landschaft und es führt mich auf der RV44 weiter durch diese spannende Landschaft aus 20 – 50m hohen Felsformationen. Die Straßen wechseln zwischen langweiligen geradeaus Passagen und wahnsinnig tollen Kurvenrouten. Ich könnte hier tagelang fahren und komme bestimmt wieder! Einige kleine Pausen in den typisch Südnorwegischen Städten mit ihren weißen Holzhäusern lassen mich den Tag noch mehr genießen. Gegen 20Uhr erreiche ich dann den Leuchtturm Lindesnes, Norwegens südlichstes und ältestes Leuchtfeuer. Heute finde ich nach ca. einer halben Stunde einen netten Platz zum „Wildcampen“ und genieße meine letzte Nacht on Tour direkt am Wasser der Nordsee.

Fazit des Tages: Zwar bin ich mal wieder spät losgekommen (Prekestolen), aber der Mix aus Bike + Walk gefällt mir. Werde öfter mal in die Wanderschuhe schlüpfen und die Gegend erkunden.

Tag 4 (450km) Lindesnes- Telemark – Oslo

[singlepic id=1053 w=200 h=150 float=right]Heute ist Rückreisetag nach Oslo. Gestern abend habe bewaffnet mit Karte und GPS schon einmal die möglichen Routen ausgelotet und bin zum Entschluss gekommen, dass es durch die Telemark zurück gehen darf. Den Rest von Südnorwegen an der Nordsee werde ich mir zusammen mit meiner Liebsten anschauen, später. Zelt und Camp sind schon um 7Uhr abgebaut. Auf der RV43, 42 und 41 führen mich der Weg weg vom Meer durch Wälder, Täler und an Seen vorbei. Eine kleine Kaffee- und Frühstückspause wärm und stärkt mich wieder nach 3 Stunden Fahrt am Morgen. Dieser Teil Norwegens gefällt mir auch sehr und hierhin komme ich gerne noch einmal mit mehr Zeit und Zelt zurück.

[singlepic id=1055 w=200 h=150 float=right]Gegen Mittag dann eine Pause mit etwas Warmen an einer der motorradfreundlichen Rastbuden. Norwegen ist ein etwas teureres Land, aber wenn man halbwegs überlegt wählt, kommt man mit dem Geld gut aus. Benzin kostete im Schnitt 1,40 EUR der Liter, ein Kaffe 2,50 EUR und ein Eis 2,- EUR. Nur das größere warme Essen kommt einem doppelt so teuer vor, dort also Selbstversorgung durch den Supermarkt vorziehen.

Nachmittags bin ich dann endlich wieder zurück. Die Tour war toll und ich bin jetzt etwas kaputt.

Fazit des Tages: Wer früh losfährt, ist früh am Ziel.

Fazit und Rückblick

Die Tour war der Hammer und ich könnte gleich wieder los! Der Mix aus Hütte, Plane und Zelt hat mir auch sehr gut gefallen. Nachdem ich mir auf dieser Runde eher das Land im groben angeschaut hatte, würde ich bei einer nächsten Tour mehr in bestimmten Gebieten verweilen und mir dort mehr lokales anschauen bzw. die Leute näher kennen lernen wollen. Thermoskanne und Korkenzieher hatten gefehlt, sonst war ich mit der Ausrüstung voll zufrieden.

Photos zur Südnorwegen Motorrad Rundtour

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Weitere Informationen zur Reise